Parabraunerde - Rumpf-Parabraunerde

An der Station 4 des Rundweges Sperenberger Gipsbrüche erfahren Sie mehr über die Entwicklung einer Parabraunerde und lernen eine der größten Gefährdung unserer Böden kennen, die Erosion durch Wind und Wasser. Diese Geo-Pfad-Station steht in direktem Zusammenhang mit der Station 5 (Kolluvisol). Dort erfahren Sie, was mit dem erodierten (abgetragenen) Boden geschieht.

Der Name Parabraunerde verweist auf die Verwandtschaft zu den basen- bzw. kalkreichen Braunerden. Parabraunerden gehören zur Klasse der Lessivés (fr. lessivage = ausgewaschen) der deutschen Bodensystematik.

Die Parabraunerde folgt in der Bodenentwicklung auf ein Braunerde-Zwischenstadium, wenn genügend Ton im Ausgangsmaterial vorhanden ist. Die typische Horizontabfolge einer Braunerde lautet Ah-Bv-C. Wobei der humose Oberboden (Ah) von einer Schicht mit verwittertem Material (Bv) unterlagert wird, in der auch Eisenoxide angereichert sind und eine Tonmineralbildung oder –umformung stattgefunden hat. Eine Parabraunerde stellt sich in der Horizontabfolge noch differenzierter dar. Sie besitzt in der Normvariante ein Ah-Al-Bt-C-Profil.
Das Ausgangsgestein der Parabraunerde am Gipsberg, dem Standort 4, bildet schwach toniges bis sandiges, zum Teil mit Steinen (Kies und kleine Findlinge) durchsetztes kalkhaltiges Material. Es handelt sich um Mergel einer Grundmoränenplatte aus der vorletzten Kaltzeit, der Saalevereisung. In der nachfolgenden Weichselvereisung, der letzten Kaltzeit in unseren Breiten, wurde das Gebiet nochmals vom Eis überdeckt und mit zusätzlichem Geschiebematerial, welches deutlich sandiger war, überlagert.

Schnitt durch Erdschichten mit Erläuterungen

Die Entwicklung der Parabraunerde begann nach dem Abschmelzen des Eises vor etwa 15.000 Jahren. Es dauerte etwa noch einmal 6.000 Jahre, bis der dauergefrorene Tundrenboden mit spärlicher Vegetation vollständig auftaute und sich ein dichter Wald ausbilden konnte. Unter Wald bildete sich der „klassische” Brandenburger Boden aus, die Braunerde (vgl. Station 7 Rostbraunerde des Rundweges Sperenberger Gipsbrüche und Station 4 des Rundweges Klausdorfer Tongruben). Auf einen sehr humosen Oberbodenhorizont (Ah-Horizont) folgte ein breiter verbraunter Bereich (Bv-Horizont), der seine Farbe von den durch Verwitterung angereicherten Eisenoxiden und Tonmineralen bekommen hat.

In der weiteren Entwicklung setzte nach der Entkalkung und Verbraunung eine Tonverlagerung aus dem Oberboden in den Unterboden ein, die zur Herausbildung eines tonverarmten Oberbodens (Al-Horizont) führte. Das kleine l steht dabei für lessiviert (aus dem Französischen für tonverarmt). Der Prozess der Tonverarmung wird als Lessivierung bezeichnet. Bei pH-Werten zwischen 5 und 6,5 lösen sich die Kalziumbrücken zwischen den einzelnen Tonmineralen auf und diese können mit dem Sickerwasser ausgewaschen und verlagert werden. Diese Tonpartikel lagern sich in olge der langsameren Wasserbewegung in den Mittel- und Feinporen an. Es entsteht ein Bt-Horizont. Das kleine t bezeichnet die Tonanreicherung.
Auf Grund des erhöhten Tongehaltes im Vergleich zu Braunerden sind Parabraunerden Böden, die meist über hohe Nährstoffvorräte verfügen. Deren gute Verfügbarkeit für Kultursorten wie Weizen und Zuckerrüben ist kennzeichnend. Sie weisen auch eine höhere Wasserspeicherfähigkeit auf und können so längere Trockenperioden besser überbrücken, ohne dass die Feldfrüchte Schaden nehmen. Bei hohen Tongehalten und mächtigen Bt-Horizonten können diese Bodentypen zu Stauwasserbildung neigen. Die guten Bodeneigenschaften führen dazu, dass Parabraunerden gerade in Brandenburg intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Sie zählen zu den ertragreichsten Brandenburger Böden.
Durch seine landwirtschaftliche Nutzung entwickelt sich der Ah-Horizont zu einem Ap-Horizont weiter (vgl. Station 3 Bodenentwicklung des Rundweges Sperenberger Gipsbrüche und Station 4 des Rundweges Klausdorfer Tongruben). Durch das regelmäßige Pflügen in gleicher Tiefe entsteht eine scharfe Grenze zwischen dem gepflügten Bereich und den anderen Horizonten.

Getreidefeld

Besiedelungsspuren reichen im Raum Sperenberg bis in die Bronzezeit etwa 2000 v. u .Z. zurück. Parallel zur Besiedelung begann die Waldrodung, welche mit wachsender  Bevölkerungsdichte und der Industrialisierung zunahm, weil mehr Brennmaterial und Bauholz benötigt wurde.

Die waldlosen, ackerbaulich genutzten Böden waren gerade nach der Ernte bis zum darauffolgenden Frühjahr über längere Zeit großflächig vegetationsarm und dementsprechend ungeschützt den Niederschlägen ausgesetzt. Die Niederschläge lösten Erosion aus. Der humose Oberboden wurde mit dem Wasser hangabwärts transportiert, lagerte sich am Hangfuß ab oder wurde bis in die angrenzenden Gewässer gespült. Durch fortschreitende Erosion gingen weitere Teile des Oberbodens verloren. Teilweise wurde der gesamte Al-Horizont abgetragen. Ist der Erosionsprozess so weit fortgeschritten spricht man von einer gekappten Parabraunerde oder auch Rumpf-Parabraunerde. Der Ah-Horizont kann den Rest des Al-Horizontes einschließen oder auch bis in den Bt-Horizont reichen. Auf Grund der Humusbestandteile und der damit verbundenen Färbung ist keine deutliche Unterscheidung möglich.

Darstellung Erosion und Schichtenbildung

Die Bodenübersichtskarte zeigt den Schwerpunkt der Verbreitung von Parabraunerden aus Lehm im Land Brandenburg.

 

Brandenburgkarte Verbreitung von Parabraunerden aus Lehm