Die höchste Erhebung im Bereich des Boden–Geo–Pfades im Landkreis Teltow-Fläming bildet der Sperenberger Gipsberg. Dieser überragt die Landschaft mit 79,8 m. Seinen Ursprung hat er in einer früheren erdgeschichtlichen Periode, dem Pleistozän. Der Berg ist durch eine Auffaltung von Gesteinsschichten entstanden, wobei die einzelnen Schichten in ihrer ursprünglichen Abfolge erhalten geblieben sind (Geologischer Sattel oder Antiklinale). Er besteht aus einer 50 m bis 200 m mächtigen Gipsschicht. Der Gips hat sich aus den Anhydrit-Lösungsrückständen gebildet, die zurückblieben, als das Salz durch ansteigendes Grundwasser nach der letzten Kaltzeit abgelaugt wurde.
Jeder Salzstock enthält eine gewisse Menge an Anhydrit.
Schon in der Antike entdeckte man die hervorragenden Eigenschaften des Gipses. Durch seine leichte Bearbeitbarkeit wurde er früh in der Bauornamentik verwendet. Die Römer waren es, die herausfanden, dass man durch Erhitzen dieses Minerals ein weißes Pulver erhielt, welches mit Wasser vermischt einen vorzüglichen Baustoff abgab.
Die Bandbreite für die Verwendung von Gips ist enorm. Sie reicht vom Baustoff über Düngemittel bis zum Nahrungsmittelzusatzstoff. Der Gips von Sperenberg fand seine Verwendung vorwiegend als Bau- und Stuckaturgips. Sperenberger Gipsstein wurde auch zum Bau der Gipssteinmauer an der Sperenberger Kirche verwendet. Auch der Bergfried der Belziger Burg Eisenhardt und viele andere Bauwerke in der Region wurden aus Sperenberger Gipsgestein errichtet. Für diese Bauwerke wurde jedoch das unveränderte Gestein verwendet, so wie es im Gipsbruch gewonnen wurde.
Im Zuge der Elster- und Saalekaltzeit wurden die über dem Salz liegenden Schichten fast vollständig abgetragen. Es blieben nur geringe eiszeitliche Ablagerungen aus Sanden und Geschiebemergel erhalten. Direkt darunter finden sich die Gips- und Salzablagerungen aus dem Zechstein.
Der Zechstein ist eine Teilepoche des Erdzeitalters Perm vor ca. 250 Millionen Jahren. Damals waren weite Teile Mitteleuropas vom so genannten Zechsteinmeer bedeckt. Der Norden Deutschlands war eine flache Lagune, die nur einen schmalen Zufluss zum offenen Meer besaß. Dieser wurde von Zeit zu Zeit durch eine geologische Schwelle unterbrochen.
Die Landflächen der Erde haben sich über die Jahrmillionen der Erdgeschichte immer wieder in ihrer Lage verändert. Zur Zeit des Perm befand sich das Land, auf dem heute Deutschland liegt, im Bereich des Äquators. Große Teile dieses Gebietes waren von einem flachen Meer bedeckt. Durch das heiße Klima verdunstete so viel Wasser, dass sich die Konzentration an Salzen stark erhöhte und sich Salz, das nicht mehr im Wasser gelöst werden konnte, als mächtige Schichten zusammen mit anderen Mineralien am Meeresboden ablagerte. Schicht um Schicht wurde so abgelagert. Zuerst lagerten sich die schlecht wasserlöslichen Karbonate (Kalk) ab. Später, als noch mehr Wasser verdunstete, bildete sich eine weitere Salzschicht aus verschiedenen Kalziumsulfaten (Gips). Die obersten Schichten wurden aus Natriumchlorid gebildet, dem Kochsalz. Die Salzschichten nahmen jedes Jahr im Schnitt 10 cm zu. Die Salzlagen wurden immer wieder von feinen Sanden bedeckt, die das Salz vor wiederholter Lösung schützten. Man unterscheidet zur Zeit insgesamt 6 Salzzyklen. Innerhalb von 8 Mio. Jahren entstanden auf diese Weise mächtige Salzschichten mit einer Dicke von etwa 1300 m im Bereich der Sperenberger Gipsbrüche.
Der Salzstock Sperenberg ist der am östlichsten gelegene Salzstock Deutschlands und einer der wenigen, der die Erdoberfläche durchstoßen hat. Fast alle Salzstöcke in Mitteleuropa sind von jüngeren, quartären und tertiären Schichten oder Auslaugungs-Seen bedeckt. Da Salze unter Druck plastisch reagieren und eine geringere Dichte als das sie umgebende Gestein besitzen, kommt es zur aufwärts gerichteten Bewegung des Salzes (Halokinese). In weniger stabilen Bereichen der über dem Salz liegenden Gesteinsschichten konnte das Salz eindringen und sich so immer weiter Richtung Oberfläche bewegen. Die verdrängten Gesteinsschichten (Deckgebirge) veränderten ihre Lage so, dass sie nicht mehr in waagerechten Platten über dem Salz, sondern zum Teil senkrecht neben dem Salz standen. Durch dieses zusätzliche Salzvolumen hob sich der Bereich der umliegenden Landschaft um so höher an, je dichter das Salz der Erdoberfläche kam.
Besonders deutlich können diese Vorgänge am Gipsberg der Hochfläche nordöstlich der Gipsbrüche, nachvollzogen werden. Hier findet sich an der Oberfläche saalezeitlicher Geschiebemergel, der tertiäre Sande überdeckt. Weichselzeitliche Ablagerungen sind nur in geringem Maße auffindbar. Weil der Gipsberg weit über die Geländeoberfläche hinausragte, konnte kein eiszeitliches Material in gleicher Mächtigkeit wie auf den Nachbarflächen abgelagert werden. Jüngere Eisvorstöße schoben das Material der älteren Eiszeiten größtenteils wieder ab.
Das südlich gelegene Baruther Urstromtal diente als Abflussbahn der Schmelzwässer in Richtung Westen. Die Wassermassen schwemmten große Mengen an Sanden und kleineren Steinen aus den Bereichen der Moränenflächen ab und lagerten sie in großen Schwemmkegeln als so genannte Sander ab. Östlich der Sperenberger Gipsbrüche befand sich ein solcher großer Sander bei Fernneuendorf (Link geomorphologische Übersichtskarte des Teltow). An seinem Ursprung südlich des Mellensees besaß er eine Breite von etwa 600 m und fächerte sich dann bis östlich von Fernneuendorf über eine Strecke von 3.500 m zu einer Breite von etwa 3.000 m auf.
Der Barssee am Rand des Sanders zeugt von der starken Materialverlagerung. Der See entstand, als der Sander einen großen Resteisblock (Toteis) mit sandigen Ablagerungen verschüttete und so vor einem schnellen Abschmelzen bewahrte. Die nach dem Abschmelzen entstandene Senke bot dann 1.000 bis 2.000 Jahre später die idealen Voraussetzungen für die Bildung des noch heute existierenden Moores.
Südlich von Sperenberg erheben sich aus der Niederung schmale, lange Hügelzüge. Es handelt sich dabei um vom Wind verlagerte feine Sande (Flugsande), die aus den damals vegetationslosen Sanderflächen aufgenommen und bis zu einer Höhe von 55 m üNN zu Dünen aufgeweht wurden.
Bei Horstwalde, südlich von Sperenberg gelegen, haben die einzelnen Dünen die Form von nach Westen offenen Parabeln oder Sicheln. Sie werden daher Parabeldünen genannt und sind eine Besonderheit in Brandenburg.
Zum Teil beeinflussten die Sander mit ihren Ablagerungen die Urstromtalpassage oder änderten das Gefälle, so dass zum Ende dieser Periode einige Restwasserflächen erhalten geblieben sind (Neuendorfer See, Heegesee). Der Mellensee stammt vermutlich aus einer noch späteren Rückzugsphase des Eises, als das Schmelzwasser über die so genannte Klausdorfer Abflussbahn in Richtung Westen abgeflossen ist. Sie befand sich etwa 5 km nördlich parallel zum Baruther Urstromtal.
Der Krumme See sowie der Faule See und das Faule Luch nehmen eine Sonderstellung im Gebiet ein. Sie sind durch Ablaugung von Salz und Gips im Untergrund entstanden. Die Salzlösung hat zur Ausprägung tiefer Hohlformen und Rinnen geführt, die sich mit Grundwasser füllten. Durch den Gipsabbau und die damit verbundene erhebliche Grundwasserabsenkung wurde der Ablaugungsvorgang stark beschleunigt. Vermutlich begannen die Ablaugungen nach dem Rückgang des Eises und dem Auftauen des Dauerfrostbodens am Ende des Brandenburger Stadiums der Weichselkaltzeit vor etwa 10.000 Jahren.
Die Sperenberger Gipsbrüche entstanden als Folge des Gipsabbaus, der vor ca. 700 Jahren begann (Link Station 2 Sperenberger Gips des Rundweges Sperenberger Gipsbrüche). Im Laufe der Jahrhunderte entstand eine einmalige, vom Menschen geformte Landschaft, die heute mit ihren vielfältigen, kleinräumigen Strukturen sowie seltenen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bietet und Wanderer und Naturliebhaber zu Tagesausflügen einlädt. Die Gipsbrüche sind eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet „Baruther Urstromtal und Luckenwalder Heide”. Diese Landschaft zählt zu den interessantesten Jungmoränenlandschaften im norddeutschen Tiefland.
Der Sperenberger Gips ist von unterschiedlicher Beschaffenheit. Die blaugraue Farbe des Gipses wird durch organische Beimengungen hervorgerufen. Der Gips weist infolge fortdauernder Lösungsvorgänge zahlreiche Hohlräume auf. Diese Hohlräume sind meist mit Sanden verfüllt.
Diese Hohlräume, auch Strudeltöpfe genannt, sind das Ergebnis der Tätigkeit eiszeitlicher Schmelzwässer. Solche Vertiefungen können aber auch durch Auslaugung im Bereich des Grundwassers ohne strudelnde Wirkung entstehen.
Im Gipsbruch zu Sperenberg wurde 1902 ein großer Block Gipsgestein, der zahlreiche Vertiefungen von nahezu kreisrundem Querschnitt aufwies, abgesprengt. Ein Abschnitt dieses Blockes kam im selben Jahr als Geschenk des Steinbruchbesitzers L. Mundt an das Naturkundemuseum nach Berlin. Noch heute kann dieser Stein im Museum für Naturkunde (Berlin, Invalidenstraße) besichtigt werden.