~1500 v.u.Z. | Hügelgräberfeld mit 45 Grabstätten mit Keramik, vermutlich aus der Lausitzer Gruppe der Urnenfelderkultur in Fernneuendorf. Umfangreiche Wohnstätten der Lausitzer Kultur im Raum Pichergraben westlich des Hegesees. Siedlungsareal in Sperenberg im Bereich des Finkenberges. |
um 1200 | Gründung Sperenbergs als Angerdorf deutscher Kolonisten. Kurze Zeit später begann der erste Gipsabbau. Sperenberger Gipsgestein fand Verwendung als Baumaterial im Kloster Zinna, im Burgfried von Luckenwalde sowie der alten Burg in Zossen. |
1490 | Das Gebiet um Sperenberg geht in den Besitz des Kurfürsten Johann von Brandenburg über [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266] |
1495 | erste urkundliche Erwähnung von Sperenberg als einem Teil des Amtes Zossen |
1545 | In der Sperenberger Feldmark liegen insgesamt 36 Hufen in Bewirtschaftung. Die Gemeinde hat das Fischereirecht am Mellensee [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266] |
um 1550 | Kurfürst Joachim II lässt die Notte schiffbar ausbauen. Am Mellensee wird eine Schleuse errichtet. Es findet Gipsabbau statt. [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266]. |
1652 | Im 30-jährigen Krieg wird fast das ganze Dorf zerstört. Es sind nur 3 Bauernhöfe bewirtschaftet. Es wird von einem mittleren Bodenwert berichtet, der zu gleichen Teilen für Ackerbau, Weide sowie Grünland genutzt wird [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266]. |
ab 1700 | Intensivierung der Gipsförderung auf Betreiben des Amtes Zossen sowie des zuständigen Bergamtes Halle zur Deckung des Bau- und Stuckaturgipsbedarfs für die Residenzstädte Berlin und Potsdam. Nachweise großer Gipstransporte existieren für das königliche Schloss (1726) und für die Petrikirche (1734) in Berlin. |
1741 | Erste Sprengversuche unter Sprengmeister Zinniger aus Halle zur Steigerung der Rohgipsförderung. |
1752/53 | Bau der Sperenberger Kirche auf Kosten des Königs als Tochterkirche von Zossen. Der Turm der Sperenberger Kirche wurde1846 nochmals umgebaut. Die Glocken stammen aus den Jahren 1747 und 1789 [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266]. Ab 1850 selbstständige Pfarrkirche [Quelle: Bau- u. Kunstdenkmäler d. Provinz Brandenburg (1941): Kreis Teltow]. |
1771 | Registrierung eines Erdbebens in Sperenberg |
1786 | Der Architekt Friedrich des Großen "Manger" lobt im "Beytrag zur Praktischen Baukunst, S. 279", die gute Qualität des Sperenberger Gipses |
1792 | 258 Zentner Gips werden als Dünger verkauft |
1808 | Berichte über Erderschütterungen und Beschädigungen an der evangelischen Pfarrkirche (Küster Knorre) vermutlich als Folge von Höhleneinstürzen nach Sprengungen am Gipsberg |
1852 | Preussen verkauft seine Anteile am Sperenberger Gipsbruch. Der Abbau erfolgt von nun an auf privater Basis. Zum einen wurde der Abbau durch Bauern der Umgebung betrieben (Sperenberger Bauernbrüche) die den Gips u.a. als Dünger verwendeten. Andererseits gab es die "Schulze-Brüche2 die ihre Benennung dem gleichnamigen Eigentümer, einem Kaufmann aus Berlin, verdanken. |
1856 | Großer Brand in Sperenberg [Quelle: Bau- u. Kunstdenkmäler d. Provinz Brandenburg (1941): Kreis Teltow] |
1860 | Sperenberg entwickelt sich zum Industriedorf mit Abbau und Verarbeitung des Gipses vor Ort. Insgesamt 139 Gebäude im Ort beherbergen eine gewerbliche Nutzung (Leinölfabrik, verschiedene Getreide-, Säge- und Gipsmühlen), dies war die intensivste Gewebeansiedlung auf dem Teltow. Selbst das aufblühende Deutsch-Rixdorf (Neukölln) hatte zu diesem Zeitpunkt weniger Gewerbebetriebe [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266]. |
1867 | Erste Tiefbohrungen des Bergamtes Halle zur Erkundung der Mächtigkeit des Gipsvorkommens |
1871 | Nach vier Jahren Bohrtätigkeit wird die Arbeit am Bohrloch Sperenberg 1 abgeschlossen. Bei einer Tiefe von 1.271,60 m wurde die Bohrung eingestellt, ohne dass das unter dem Gipsgestein befindliche Zechsteinsalz durchbohrt worden ist. Bis 1886 stellte diese Bohrung das tiefste Bohrloch der Welt dar. Die Bohrung lieferte nicht nur Erkenntnisse über die zwischen 50 m und 200 m dicke Gipsschicht und das darunter liegende etwa 1.000 m mächtige Steinsalzvorkommen, sie ermöglichte auch die ersten genauen Temperaturmessungen in Tiefbohrungen. |
1871/72 | Bergrat Dunker (Halle) entdeckte und publizierte seine Erkenntnisse über die „geothermische Tiefenstufe“ als eine physikalische Konstante. Diese Untersuchungsergebnisse bilden heutzutage noch die Grundlage für die Modellierung des Temperaturanstieges mit zunehmender Tiefe. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden 11 weitere Bohrungen am Sperenberger Gipsstock abgeteuft.
Quelle: Dunker, E. (1872): Über die Benutzung tiefer Bohrlöcher zur Ermittlung der Temperatur des Erdkörpers und die deshalb in dem Bohrloche I zu Sperenberg auf Steinsalz angestellten Beobachtungen, Z. Berg-, Hütten- und Salinenwesen i. Preuss. Staate 20, 206-238. |
1875 | Eröffnung der Militäreisenbahn erleichtert auch den Gipstransport Richtung Berlin [Quelle: Spatz (1912): Der Teltow 3.Teil S.266]. |
1888 | In der Gemeinde gibt es neun „Rossmühlen“, mit Pferdekraft betriebene Gipsmühlen. Weiterhin existierten sechs Dampfmühlen und 21 Brennöfen. |
1897 | Die Berliner Gipswerke (vorm. Kühne) bauen in der Nähe des Bahnhofs Sperenberg eine moderne Gipsfabrik. |
1898 | Theodor Fontane schreibt sein Gedicht „Land Gosen“ und zählt das Sperenberger Salz zu den Schätzen der Mark Brandenburg. |
1900 | Alle Gipsbrüche befinden sich im Besitz der "Berliner Gipswerke" |
ab 1904 | Zahlreiche Arbeitsmigranten vor allem aus Italien finden in den Gipsprüchen Arbeit. 1914 waren es 622 Menschen. |
1906 | Eine Drahtseilbahn verbindet die Gipsfabrik am Bahnhof mit den Gipsbrüchen |
1907 | Der Sicherheitspfeiler, welcher das Bohrloch Sperenberg 1 schützen soll, fällt dem Abbau zum Opfer. Die abzupumpende Grundwassermenge steigt nun erheblich an. Statt 6-8 m³/Minute müssen nun bis zu 15 m³ /Minute abgepumpt werden. Die Absenkung des Grundwasserspiegels verursacht schwere Umweltschäden, da die austretende Sole eine Salzkonzentration von etwa 2,2% aufweist (Messung 1910). Die Fischbestände der Einleitgewässer werden durch die hohen Salzkonzentrationen stark dezimiert. Die Trinkwassergewinnung wird gefährdet. Straßen- und Gebäudeschäden treten gehäuft auf. |
1910 | 1. Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Sperenberg. Die Gipsbrüche werden Ziel zahlreicher naturkundlicher Exkursionen. |
1911 | Auf Grund der Umweltbelastungen durch die in Oberflächengewässer eingeleitete Sole muss für Sperenberg ein neues Wasserwerk errichtet werden. Die Kosten hierfür werden zu 75 % von den Berliner Gipswerken getragen. |
1925 | Die jährlich abgepumpte Solemenge beträgt etwa 8 Millionen m³. Die darin enthaltene Salzfracht liegt bei 236.500 t. |
1926 | Der Gipsabbau wird wegen fehlender Rentabilität eingestellt. Die Einwohnerzahl sinkt um 148 Menschen auf 1.435 Einwohner. |
1946 | Als frühe Form der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wird die Gipsproduktion nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgenommen. Am Anfang werden 12 Arbeiter mit einfachsten Hilfsmitteln (Spaten, Schaufel, Spitzhacke) tätig und fördern zunächst täglich zwischen 30 und 40 Tonnen Rohgestein. Die Jahresproduktion lag 1946 bei 1.357 Tonnen. |
1947 | Die Jahresproduktion steigt auf 4.000 Tonnen Rohgips |
1949 | Errichtung eines Damms durch den Krummen See. Die Gipsbrüche erhalten einen eigenen Bahnanschluss. Täglich werden ca. 120 Tonnen Brandgips und 100 Tonnen Rohgips nach Berlin verfrachtet. |
1956 | Erneute Erdbewegungen östlich und südlich des Krummen Sees verursachen Risse in Straßen und Gebäuden. |
1958 | Wegen Erschöpfung der Gipsvorkommen muss die Produktion endgültig eingestellt werden. Die alten Tiefbaue füllen sich mit Wasser. |
1971 | An der Nordflanke des Gipsbruchs 1 entsteht eine Freilichtbühne. |
1990 | Vorläufige Sicherstellung der Gipsbrüche als Naturschutzgebiet. |
1992 | Geologisches Gutachten als wichtiger Bestanteil des Schutzwürdigkeitsgutachtens wird erarbeitet. |
1994 | 1. Entwurf der Verordnung über das „NSG Sperenberger Gipsbrüche“ auf Grundlage des Brandenburger Naturschutzgesetzes. Bisher wurde der Nachweis von 231 verschiedenen Blütenpflanzen geführt. Zum Teil handelt es sich dabei um Arten, die auf der Rote Liste stehen. |
1996 | Die gemeinsame Landesplanung (Flughafenkoordinierung) Berlin- Brandenburg gibt die Blockade der NSG-Verordnung auf und zeichnet diese mit. Dies deutet auch auf das Aus des Standortes Sperenberg als möglicher Berlin-Brandenburger Großflughafen hin. |
1998 | Die Gipsbrüche werden zum Naturschutzgebiet erklärt. |
2000 | Eröffnung der Aussichtsplattform am Mobilfunkturm auf dem Gipsberg. |
2007 | Einweihung der Gedenkstele Bohrung „Sperenberg I“ am Gipsbruch 2. |
2008 | Eröffnung des Boden-Geo-Pfades Sperenberger Gipsbrüche und Klausdorfer Tongruben. |